Miguel de Cervantes (1547-1616) gilt als einer der Begründer des modernen Romans. Sein Hauptwerk Don Quijote de la Mancha (1605/’15) ist nach der Bibel der wohl meistgelesene literarische Text überhaupt. Er beeinflusste Generationen von Schriftstellern und Schriftstellerinnen: Michail Bulgakov und Tennessee Williams schrieben Bearbeitungen für das Theater, Komponisten wie Maurice Ravel, Jules Massenet, Richard Strauß, Antonio Salieri, Felix Mendelssohn Bartholdy oder Henry Purcell vertonten den Jahrhundertroman; 2002 wählten – organisiert vom Osloer Nobel-Institut – 100 bekannte Schriftsteller den Don Quijote zum “besten Buch der Welt”.
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Doch wer war Miguel Cervantes, der große Modernist unter den spanischen Klassikern, der, wie die halbherzigen Feierlichkeiten zum 400. Todestag zeigen, hinter dem im selben Jahr verstorben William Shakespeare zu verschwinden scheint? Ein Leben lang kämpfte der Schöpfer des sinnreichen Junkers um Anerkennung in literarischen Kreisen, in der Seeschlacht von Lepanto verwundet, jahrelang in Algier als Geisel der Berberkorsaren in Gefangenschaft gehalten, wegen Unterschlagung mehrmals im Gefängnis, erwarb sich der Dichter als reisender Steuereintreiber im Dienste des spanischen Königs umfassende Kenntnis der spanischen Realität am Ende des 16. Jahrhunderts.
Seine Menschenkenntnis und Erfahrung machte ihn zum Chronisten des Niederganges des spanischen Imperiums, und ermöglichten ihm erst die Niederschrift des ersten Total- und Metaromans der Literaturgeschichte. Doch abgesehen vom “modernen” Roman des Don Qujote spiegeln Leben und Werk des Klassikers politische und gesellschaftliche Gräben innerhalb Spaniens über die Jahrhunderte hinweg.
Miguel de Cervantes – 400. Todestag
Radiokolleg – Cervantes – Wegbereiter des modernen Romans
2. bis 4. Mai 2016
Gestaltung: Johannes Gelich