In 200 Büchern um die Welt

Eine literarische Weltreise

Salzburger Nachtstudio, ORF, Ö1

Gestaltung: Johannes Gelich

2011 war von den Absolventen des Aufbaustudiums Buchwissenschaft der Ludwig-Maximilians-Universität München die Anthologie: “In 80 Büchern um die Welt. Eine literarische Weltreise” erschienen. Und auch dieses Buch nahm Bezug auf einen Klassiker des Abenteuer- und Reiseromans: Jules Vernes “Reise um die Erde in 80 Tagen”. So einfach wollte es sich der Literaturwissenschafter und Professor am Institut für Vergleichende Literaturwissenschaft Wien, Achim Hölter, jedoch nicht machen.

Er setzte sich selbst das wesentlich ambitioniertere Ziel, aus jedem existierenden Staat ein belletristisches, ins Deutsche übersetztes Werk aufzuspüren und literaturwissenschaftlich zu kommentieren. Herausgekommen ist das Buchprojekt “In 200 Büchern um den Globus. Stichproben zur neueren Weltliteratur”. Die Festlegung auf die Zahl von 200 Texten alias Staaten birgt indes eine gewisse Unschärfe, umfassen die Vereinten Nationen (UNO) doch nur 193 Mitglieder-Staaten. Hinzu kommen als Nicht-UN-Mitglieder noch der Heilige Stuhl und Palästina. Bei neun weiteren Territorien ist der Status als “Staat” umstritten. Sei’s drum, der Literaturwissenschafter Achim Hölter legte sich auf 200 Texte fest, die in geographischer Hinsicht die gegenwärtige Weltliteratur konstituieren. Ergänzt werden die aufgenommenen Werke mit Kommentaren in der Länge von 200 Worten, sodass am Ende eine beeindruckende Momentaufnahme der Literaturen der Welt entstanden ist.

Doch nach welchen Kriterien wählte der Herausgeber die Bücher aus? Entscheidend für die Aufnahme war, dass das jeweilige Werk belletristischer Natur sein und spätestens im Jahr 2001, also unbedigt im 21. Jahrhundert erschienen und ins Deutsche übertragen worden sein musste. Was bei großen Literaturnationen kein Problem darstellte, war bei kleinen Staaten wie Tuvalu oder Nauru eine enorme Herausforderung. Auch legte sich Achim Hölter die Regel auf, keine Werke aus der Transfersprache Englisch ein zweites Mal zu übersetzen und die Verfügbarkeit deutschsprachiger Übersetzungen auf die Probe zu stellen. Liest man die Inhaltsangabe mit den aufgenommenen Werken, sieht man sich schon an kalten Wintertagen eine literarische Weltreise zwischen zwei Buchdeckeln unternehmen. Die Titel alleine sind die Reise wert: “142: Bangladesh: Buddhaveda Bose: Das Mädchen meines Herzens. 146: Papua-Neuguinea: Albert Maori Kiki: Ich lebe seit 10.000 Jahren. 189: Mauretanien: Mohamed Yehdhih Ould Breideleil: Von Menschen und Kamelen: Maurische Geschichten.”

Ein “Salzburger Nachtstudio” von Johannes Gelich

Service

LITERATUR- UND ÜBERSETZERLISTE

Nadifa Mohamed: Der Garten der verlorenen Seelen. Aus dem Englischen von Susann Urban, Roman, Taschenbuch, 272 Seiten, dtv Verlagsgesellschaft, 2016

Angharad Price: Das Leben der Rebecca Jones. Aus dem Englischen von Gregor Runge, Roman, Taschenbuch, 176 Seiten, dtv Verlagsgesellschaft, 2017

Fernanda Melchor: Saison der Wirbelstürme. Aus dem mexikanischen Spanisch von Angelica Ammar, Roman, Taschenbuch, 240 Seiten, Wagenbach, 2020

Junot Díaz; Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao. Aus dem Amerikanischen Englisch von Eva Kemper, Roman, Taschenbuch, 382 Seiten, FISCHER Taschenbuch, 2010

Anuk Arudpragasam: Die Geschichte einer kurzen Ehe. Aus dem Englischen von Hannes Meyer, Roman, Gebundene Ausgabe, 224 Seiten, Hanser Berlin, 2017

David Trueba: Die Kunst des Verlierens. Aus dem Spanischen von Peter Schwaar, Roman, Gebundene Ausgabe, 528 Seiten, Kiepenheuer&Witsch, 2011