Das Gold des Reichsaußenministers Ribbentrop
Feature von Johannes Gelich
Eine folgenreiche Entdeckung machten ein amerikanischer Offizier und einige US-Soldaten im Salzburgischen Hintersee: Im Juni 1945 fanden sie in einem Schuppen 80 Säcke mit Goldmünzen vergraben. Geschätzter Wert – rund 20 Millionen Dollar. Wem gehörte der Goldschatz und wer hatte dessen Verschwinden angeordnet? Bei seiner Recherche stößt der Autor Johannes Gelich auf Spuren, die bis in seine Familie führen.
10. Juni 2023, 09:05
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Mitte April 1945 wird der Bauer Alois Ziller zu Michael Friesacher zitiert, Landesbauernführer sowie SS-Sturmbannführer. Dieser und ein Vertrauter des deutschen Außenministers Joachim von Ribbentrop erklären dem Bauern, dass sie beabsichtigten, auf dessen abgelegenen Hof in Hintersee etwas Wertvolles zu vergraben. Alois Ziller willigt ein und hebt in seinem Schuppen mehrere Löcher von einem Kubikmeter aus, in denen das Gold aus dem Bestand des deutschen Außenministeriums vergraben wird.
Der Autor Johannes Gelich hat vor Jahren begonnen, sich mit seiner eigenen Familiengeschichte zu beschäftigen und stößt auf erschreckende Details, die die Verstrickung einer scheinbar ganz normalen Familie in das NS-System zu Tage fördern: Seine Großeltern wohnten in einer arisierten Wohnung in Wien, die Getreidefuttermittelfirma M. Friesacher & Söhne in Wien stellte Arisierungsanträge und der Bruder seines Großvaters, Michael Friesacher war im Zuge eines Volksgerichtsprozesses nach dem Krieg wegen Hochverrats, illegaler Nazi-Betätigung und der Vergrabung eines Goldschatzes angeklagt.
Im Zuge seiner Recherche über die Herkunft des Nazi-Goldes bzw. dessen weiteren Verbleib entdeckt Gelich, dass von den ursprünglich 80 vergrabenen Goldsäcken nur noch 79 übrig geblieben waren. Wohin dieser eine Goldsack verschwand, darüber gibt es zahlreiche Spekulationen.
Beinahe 80 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges forscht die Enkelgeneration weltweit in Archiven über die persönlichen Erlebnisse ihrer Großeltern während der Zeit des Nationalsozialismus. Dabei treten noch immer unerforschte Geheimnisse zutage.
“Der Schatz von Hintersee. Das Nazi-Gold von Reichsminister Ribbentrop.”
Ton: Fridolin Stolz
Redaktion: Eva Roither
Service
Ernst Hanisch, “Der Gau der guten Nerven: Salzburg im Nationalsozialismus”, gebundene Ausgabe, Verlag Anton Pustet Salzburg,1997
Rudolf Leo, “Der Pinzgau unterm Hakenkreuz: Diktatur in der Provinz”, gebundene Ausgabe, Otto Müller Verlag GmbH, 2013
Clemens Spechtler, “Friesacher – Salzburger Gastlichkeit in der sechsten Generation, Die Geschichte des Hotels Friesacher in Anif”, 2019, 574 Seiten; Illustrationen, Diagramme, Karten; 29 cm
Dr. Fritz Weber, “Die Geschichte der Österreichischen Nationalbank”, Hrsg: Österreichische Nationalbank, 2019
Bibliotheken und Archive:
Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Österreichische Gesellschaft für Familien- und regionalgeschichtliche Forschung (ÖFR)
Oberösterreich: Diözesanarchiv Linz (DAL), OÖ Landesarchiv, Archiv Pfarre Mondsee
Salzburg: Archiv für Ortsgeschichte St. Gilgen, Salzburger Landesarchiv SLA, Archiv der Erzdiözese Salzburg (AES), Salzburg Museum (SMCA), Universitätsbibliothek Salzburg
Volksgerichtsprozess, Michael Friesacher, Gerichtsakt; Landesgericht Linz, 1947